Heute möchte ich euch zeigen wie man das Gleisbett vorbereitet und einschottert.
Sehr viele Modellbahner nutzen Bettungsgleise die ich persöhnlich aber vehement ablehne, da sie nach purer Plasik aussehen und jede noch so schön gestaltete Modellbahn regelrecht verschandeln. Da wird die Immersion der kleinen Welt zerstört weil dieses Gleissystem, was für den Einsatz auf Teppichboden entwickelt wurde, einen sofort schreiend ins Gesicht springt. Man kann Bettungsgleise zwar auch schottern, was aber schwieriger ist und nie so gut aussieht wie ein geschottertes normales Gleis. Daher kamen diese Gleise selbst bei meiner ersten Anlage nie in Frage.
Was brauchen wir alles?
Schotter
Bei Ebay gibt es mehrere kostengünstige Händler die Schotter in guter Qualität verkaufen. Man muss da keine teuren Markenprodukte kaufen. Wichtig ist es auf die richtige Korngröße für die jeweilige Spur zu achten, damit es auch realistisch aussieht.
Schotterkleber (91360)
Bei dem Schotterkleber kann ich wiederum den von NOCH empfehlen und rate von der selbst gemixten Ponal-Wasser-Spüli-Mischung ab. Dazu später mehr im Guide.
Bestellen kann man den direkt bei Noch oder bei diversen Online-Händlern.
Alternativ bietet Fa. Weinert auch verschiedene Schotterkleber auf Latexbasis an.
Pipette
Zum Auftragen des Schotterklebers.
Gibt es in jedem Bastelgeschäft.
Alternativ geht auch eine Spritze.
Schotterhilfe
Dieses Gerät ist optional. Wer aber ein paar Meter mehr zu schottern hat, wird es nicht bereuen sich das Teil zu zulegen.
Zu beziehen bei Ebay oder diversen Online-Händlern.
Ponal
Zum kleben des Korkbettes.
Gibt es in jedem Baumarkt.
Kork (4mm)
Zur Unterfütterung der Gleise.
Gibt es z.B. als Rolle in jedem Baumarkt. Von den zugeschnittenen überteuerten Markenprodukten rate ich ab.
Acryl
Zum kleben der Gleise.
Gibt es in jedem Baumarkt.
Pinsel
Zum auftragen des Leims und groben verteilen des Schotters.
Gibt es in jedem Baumarkt.
feiner Pinsel
Zur Feinarbeit.
Kann man in jedem Bastelgeschäft kaufen.
Haben wir alles zusammen, kann`s ja los gehen!
Die Vorbereitung des Gleisbettes
Da ich bei meiner Anlage schon über diesen Schritt hinaus bin, werde ich für diesen und dem folgenden Guide "begrünen" extra für euch ein Mini-Diorama bauen, um die Arbeitsschritte anhand anschaulicher Bilder zu erklären.
Nachdem der Gleisplan fertig ist und die Gleise verlegt sind, müssen sie noch unterfüttert werden. Das hat 2 Gründe:
- Geräuschdämmung! Ich habe es bei mir selber ausprobiert und einen langen Zug mit und ohne Korkbettung fahren lassen und es war ein großer Unterschied! Ohne Korkbettung macht der Zug beim rollen ein heiden-Krach weil die Schwingungen direkt auf die Holzplatte übertragen werden und wie wir alle wissen Holz ein guter Leiter für Schall ist. Die Korkschicht vermindert die Schwingungen auf ein merkliches Minimum.
- Die Optik! In der Wirklichkeit sind die Gleise auch nicht ebenerdig angelegt, sonder sitzen auf einem flachen Bahndamm. Das erreichen wir mit der Korkschicht.
Man kann auch andere Materialien dafür nehmen z.B. dünne Styrodur-Platten. Das geht warscheinlich genauso gut, aber ich hatte mich für Kork entschieden weil man das billig von der Rolle gut verarbeiten kann.
Wir schneiden uns also in der Breite der Gleise schmale Korkstreifen zurecht und kleben sie mit Ponal fest. Dabei kann man die Ränder mit dem Cuttermesser anschrägen um ein bisschen Schotter beim späteren Aufbringen zu sparen.
Wenn der Kleber getrocknet ist, können wir die Gleise befestigen. Da gibt es auch mehrere Methoden. Manche nageln die Gleise, andere schrauben die Gleise und wieder andere benutzen beidseitiges Klebeband. Ich habe mich aus folgenden Gründen für das verkleben mit Acryl entschieden: Es stehen keine sichtbaren Nägel oder Schrauben über den Schwellen und da Acryl dauer-elastisch bleibt, haben die Gleise die Möglichkeit bei Temperaturschwankungen ein bisschen zu arbeiten. Der einzige Nachteil bei dieser Methode ist, das die Gleise bei einem Rückbau relativ schwer wieder zu entfernen und meistens dadurch nicht mehr zu verwenden sind.
Wir tragen mit der Acryl-Kartusche eine Wurst mittig auf unseren Kork auf und verstreichen es etwas mit einem Spachtel oder den Fingern. Das macht uns später das einschottern leichter, da nicht so viel Acryl zwischen den Schwellen hervorschaut. Diese Erfahrung musste ich leider erst selber machen. :)
Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um die sichtbaren Gleisabschnitte alle zu altern. Ich habe das bei meiner Anlage mit der Farbe von Revell 83 (Rost) und 84 (Lederbraun) 1:1 gemischt und mit einem Airbrush-System gemacht. Für das kleine Diorama hier habe ich mit dem Pinsel gealtert. Ob und wie gealtert wird, bleibt jedem selbst überlassen, aber ich kann nur jeden, der ein bisschen Wert auf eine gute Optik legt, es wärmstens empfehlen! Nach den nächsten Arbeitsschritten zu altern wird schwierig, da man sonst den Schotter mit anmalt. Daher muss man sich spätestens jetzt entscheiden!
Das Einschottern
Man kann den Schotter z.B. mit einem Löffel oder der Schotterhilfe aufbringen. Es kommt ganz darauf an wie groß die Anlage ist. Ich hatte mich für die Schotterhilfe entschieden, Da ich ein paar
Gleise mehr zu schottern hatte und es mit der Schotterhilfe merklich schneller voran ging.
Wenn wir den Löffel benutzen, schütten wir mittig, rechts und links ausreichend Schotter hin, so dass wenn der Schotter verteilt ist nicht mehr der Kork zu sehen ist. Die richtige Dosierung findet man mit der Zeit dann selber heraus. :)
Mit zwei einfachen Kniffen kann man sich einiges an Zeit sparen. Das hatte ich aber leider erst heraus gefunden, als ich schon fast fertig mit schottern war. ^^
Nachdem man den Schotter aufgetragen hat, klopft man einfach mit der Schotterhilfe (oder mit was anderem aus Plastik) ein paar mal auf die Gleise und der Schotter verteilt sich wie von alleine schon ganz gut in alle Ritzen. Danach nehmen wir einen Pinsel der genau die Breite der Gleise hat, drücken mit dem Finger auf die Borsten, so das sie schön eng anliegen und ziehen ihn dann über das Gleis. Diese zwei Schritte wiederholen wir ein paar mal und ersparen uns so eine Menge Feinarbeit.
Um die Feinarbeit kommen wir aber am Ende trotzdem nicht herum. Nun ist es Pflicht erstmal gute Musik an zu machen und sich mental in Stimmung zu bringen, denn der kommende Arbeitsschritt kann dauern!^^
Mit einem feinen Pinsel und einer ruhigen Hand verteilen wir nun gleichmäßig Schwelle für Schwelle den Schotter und achten darauf, dass nicht ein Korn auf den Schwellen liegen bleibt. Man sollte am besten das Niesen und das Atmen einstellen, da die kleinste Erschütterung unsere mühevolle Arbeit zunichte machen kann!^^
Das ist alles eine große Geduldsarbeit und man hat das Gefühl nie damit fertig zu werden. Nehmt euch trotzdem dafür Zeit und macht es ordentlich denn die tolle Optik am Ende ist die Mühe auf jeden Fall wert!
Das Kleben des Schotters
Hier kommt unser flüssig-Schotterkleber von NOCH zum Einsatz. Es gibt noch andere Hersteller die so etwas vertreiben aber man sollte beim Kauf darauf achten, dass der Kleber dauer-elastisch (ähnlich wie Acryl) bleibt!
Deshalb rate ich beim kleben des Schotters unbedingt von der selbst gemixten Ponal-Wasser-Spüli-Mischung ab, die beim aushärten knochenhart wird. Das hat nämlich den Nachteil das die Fahrgeräusche 1:1 auf die Grundplatte übertragen werden (Stichwort Schallbrücke), die Gleise bei Temperaturschwankungen nicht mehr arbeiten können und das sich mit der Zeit Risse im Schotterbett bilden können, da das ganze Schotterbett eine einzigste knochenharte Einheit wird!
Mit einem dauer-elastischen Schotterkleber können wir diese Probleme umgehen. Man kann das ganz leicht nachprüfen, indem man nach dem Schottern, wenn alles fest getrocknet ist, ganz leicht mit den Fingernagel in das Schotterbett rein drücken kann.
Vor dem verkleben rühren wir erstmal den Milch-artigen Kleber ordentlich um, denn meistens setzt sich nach längeren stehen am Grund etwas dickflüssiger Kleber ab.
Ist alles gut verrührt nehmen wir unsere Pipette oder eine alte Spritze und bringen nun Tropfen für Tropfen zwischen jeder Schwelle und an den Rändern den Kleber auf, so das alles gut durchgeweicht ist. Nicht aus zu großer Höhe drauf tropfen lassen, da sonst Krater entstehen können. Wo man schon überall gewesen ist, kann man leicht an der nun dunkleren Färbung erkennen.
Die noch milchigen "Pfützen" die eventuell entstehen können, trocknen dann farblos aus.
Man sollte in der Zeit in der der Kleber trocknet den Fahrbetrieb vermeiden, da es eventuell durch die Nässe zu einem Kurzschluss kommen kann. Nach etwa 24 Stunden ist alles durch getrocknet.
Noch ein Tip zum Weichen einschottern:
Man muss bei den Weichen mit dem Einschottern natürlich besonderst vorsichtig sein! Während des trocknens des Kleber empfiehlt sich immer mal die Weiche hin und her zu bewegen um sicher zu gehen das sie nicht verklebt. Da der Kleber einen hauchdünnen Film über die Gleise legt, muss man die Oberseite der Gleise und die Innenseiten der Weichenschenkel vorsichtig säubern um den reibungslosen Stromfluss wieder zu gewährleisten.
Wenn man keinen Spannungsprüfer zur Hand hat, kann man das auch ganz einfach (speziell bei den Weichen) mit einer Leuchtdiode testen. Dazu dreht man den Fahrregler nur ein kleines Stück auf und hält die Leuchtdiode auf die Gleise. Falls sie nicht leuchten sollte einfach mal umdrehen. Nun prüfen wir die Weichen in beiden Stellungen genau durch ob überall Strom fließt. Wenn nicht müssen wir die Innenseiten der Weichenschenkel, die an den Gleisen anliegen, vorsichtig abschmirgeln bis der Strom wieder fließt.
Es empfiehlt sich außerdem bei eingeschotterten Weichen Unterflurantriebe zu verwenden da diese eine wesentlich höhere Stellkraft haben als herkömmliche Oberflurantriebe. Mit den Unterflurantrieben hatte ich bisher keinerlei Probleme bei eingeschotterten Weichen. Ich habe genau einen einzigen Oberflurantrieb von Tillig verbaut und der schafft es trotz komplett auseinander gebauter und gesäuberter Weiche diese nicht sicher zu stellen.
Wenn alles getrocknet ist, kann man optional noch mit Airbrush ganz leicht über die Gleise gehen und sie noch zusätzlich abdunkeln und verschmutzen um den letzten Plastik-Glanz der Schwellen verschwinden zu lassen.
Hier einige Beispielbilder von meinen eingeschotterten Gleisen:
Das war`s auch schon wieder von mir. Ich hoffe ihr hattet Spaß beim lesen und konntet den einen oder anderen Trick aufschnappen.
Mit dem Mini-Diorama geht es dann im nächsten Guide, dem ich der Begrünung der Landschaft widme, weiter. Bis dahin wünsche ich euch viel Spaß beim nachmachen und basteln!
Euer Marcel